136
Italien.
und das westliche Becken des Mittelmeeres umfasst (vgl. § 46). Erstere wird von der Geschichte erst spät, am Schluss des Alterthums, berührt; letzterer, und besonders Italien, wird der Schauplatz der Geschichte, nachdem die Völker am Ostbecken des Mittelmeeres (Aegypter, Phönikier, Hellenen) ihre selbständige Entwickelung vollendet haben. In Italien wieder erhebt sich in den beiden letzten Perioden der alten Geschichte ein städtisches Gemeinwesen, Rom, nach und nach zur Herrschaft über die westlichen, dann auch über die Östlichen Mittelmeervölker, und wird so das Centrum dieser späteren Geschichte.
§ Ul.
Italien.
I. Strabo V. Polybios ir, 14—17. Plinins, historia natur. Iii, Xxxvii. Dion. Hai. I. 36.
Ii. Männert, Geogr. der Gr. u. Römer. Nürnb. 1788—1825. A. Forbiger, Handbuch d. a. Geographie. G. A. v. Klöden, Handb. der Erdkunde, ß. Ii.
Italien1) ist eine langgestreckte Halbinsel, die von N. nach S., vom 46°—38° n. Br. und von Nw. nach So., vom 25 — 36° Östl. L., läuft und die, wie Griechenland den Peloponnes, so ihrerseits die Insel Sicilien (38 — 37° n. Br. und 30 — 33° östl. L.) zur Fortsetzung hat. Sie zerlegt das mittelländische Meer in ein westliches und östliches Becken. In ihrer ganzen Länge wird sie durchzogen vom Apennin, der im Col di Tenda sich von den Westalpen abzweigt, im Allgemeinen bis zum Monte Fal-terone eine südöstliche Richtung verfolgt und so das übrige Italien von der fruchtbaren Po - Ebene2) scheidet, die schon einen mehr continentalen Charakter trägt. Deswegen wurde dieser Zug im Alterthum überhaupt als die Nordgrenze Italiens betrachtet. Der Apennin wendet sich dann gegen S. mit geringer Neigung gegen 0., bis er zuletzt in ganz südlicher Richtung durch Lucanien und Brettien zieht und im Cap Spartivento endigt, während die, im Cap di Leuca endigende südöstliche Halbinsel, in ältester Zeit Messapia genannt und später in die Landschaften Apulien und Calabrien getheilt, im Allgemeinen flach ist. Der Apennin erreicht im Hochlande der Abruzzen, im Gran Sasso d’Italia (c. 9000'), seine bedeutendste Höhe und fast Alpencharakter. Nach 0., zum Adria-Meere3), hat er steile Abfälle, nur kurze, reissende Flüsse und lässt nur eine geringe Küstenentwicklung zu; die apulische Ebene im S. ist fruchtbar, aber ohne Hafenplätze. Im W. lagern sich dem Hochzuge des Apennin breite Vorberge vor, der Subapennin, auf den Höhen mit trefflichen Weiden, mit Ackerlande in den Thälern. Hier gehen die Flüsse, der Arnus, Tiber, Liris (Garigliano), Vulturnus mit längerem Lauf zum
*) Ueber den Namen Dion. Hai. I, 35. Ausserdem: Verg. Aen. I, 530 ff. 2) Strabo 212. 3) mare superum.
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3. Kaiser Wilhelm Ii. 31
lnder und Franzosen, durch die Dardanellen dorthin vor-zustoen. Ihre Kriegsschiffe halten aber schwere Verluste, und ihre Landungstruppen auf der Halbinsel Gallipoli kamen nicht von der Stelle. Sie wurden zu Zehntausenden niedergemht und muten schlielich (Januar 1916) die Halbinsel fluchtartig ver-lassen. Die treulosen Italiener hatten es besonders auf Sdtirol Italien, und Jstrien abgesehen, Landschaften, die unseren sterreichischen Bundesgenossen gehrten. Mit hochtnenden Worten waren sie in den Krieg ausgezogen, aber die Taten blieben aus. Sie holten sich monatelang immer nur blutige Kpfe in den Alpen und am Jsonzo.
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Die Apenninen-Halbinsel.
17
Spaniern nnr die Kanarischen und zwei Guinea-Inseln geblieben;
spanisch sind auch einige Plätze in Marokko an der Straße von Gi-
braltar z. B. Centa ^ße-uta^.
§ 4.
Die Apenninen-Halbinsel.
Geographische Lage: Mündung des Po und Turin 45° N., S.-
Spitze der Halbinsel 38° N. (Malta 36° N. wie Kap Tarifa). Mte Biso
7° O. (wie Wasgau, Cöln, Dollart), Brindisi 18° O. (sast wie Danzig).
Mündung des Po, des Tiber, W.-Spitze Siziliens 12vz° O. (wie Fichtel-
gebirge).
290 000 (= Vz Pyrenäen - Halbinsel) 33 Mill. E., ans 1 qkm
116 E. (D. R. Iii).
Die Poebene oder Ober-Ztalien ist im W. und N. von den
Alpen, deren steilabfallende O.- und S.-Abhänge zu Italien gehören,
im S. von dem sanft ansteigenden Apennin umschlossen, während sie
im O. sich nach dem Adriatischen Meere öffnet. Sie wird in ihrer
ganzen Länge vom Po durchflössen, der auf dem Mte. Biso, 3800 m,
entspringend, in w. ö. Richtung sich ins Adriatische Meer ergießt, in
das er ein weitverzweigtes Delta hinausbaut. Seine linken aus den
Alpen kommenden Nebenflüsse durchfließen zum Teil die herrlichen,
meist langgestreckten Seen, die die südlich geöffneten Täler der Alpen
füllen. So durchzieht der Ticino [titschmo] den Lago maggiore
[madschöre] oder langen See, die A dda den dreizipfligen Com er-
see, und aus dem Gardasee kommt der Mincio [mrntsiho]. Die
Etsch wendet sich nach dem Austritt aus den Alpen ostwärts und
mündet etwas n. vom Po ins Adriatische Meer. Die rechten Neben-
flüsse des Po haben geringere Bedeutung und sind im Sommer wasser-
arm; die wichtigsten sind der Tianaro und die Trebia. Der Reno
fließt in seinem unteren Laufe, wie die Etsch, parallel dem Po und
mündet selbständig ins Meer. N. und s. vom Podelta erstrecken sich
hinter den vom Meere aufgeworfenen schmalen Lid i flache Strandseen
oder Lagunen.
Der Apennin (— Gebirge), der die ganze Halbinsel Italien durch-
zieht, zerfällt in mehrere Teile. Der Ligurische Apennin schließt
sich an die W.-Alpen, begrenzt den Golf von Genua, zu dem er steil
abfällt, und erreicht als Toscanischer und Umbrischer Apennin
das Adriatische Meer. Von da zieht das Gebirge die O.-Küste des
Landes entlang und steigt in den von mehreren Parallelkämmen ge-
Schlemmer, Erdkunde Ii. 3. Auslage. 2
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22
Europa.
Palast) auf Pfahlrosten erbaut, dessen Verkehrsstraßen z. T. Kanäle,
dessen Droschken Goudelu siud. Mit dem 9 km entfernten Festlande
ist die Stadt durch eine Eisenbahn verbunden. Als Brückenstädte
am Po haben Piacenza ^piatschendsal und «Ferrara Bedeutung;
zwischen beiden schützt die in den Sümpfen am Mincio gelegene,
starke Festung Mantua (Andreas Hofer) einen dritten Übergang
über den Po. oulessandria am Tanaro ist als Kreuzungspunkt
wichtiger Straßen ebenfalls stark befestigt. An der alten viaaemilia
der Römer liegen °Parma, °Mobeita, früher die Hauptstädte der
gleichnamigen Herzogtümer, und die alte Universitätsstadt "Bologna
[bolönja], die durchzogen werden von der über Rimini und An-
cona am Adriatischen Meere bis zur S.o.-Spitze Italiens führenden
Eisenbahn. "Ravenna, ehemals Kriegshafen der römischen Kaiser,
liegt infolge der hier stattfindenden Anschwemmungen jetzt 8 km von
der Meeresküste entfernt. — Der kleine, unter italienischem Schutze
stehende Freistaat San Marino ist ein einziger Ort am Nordrande
des Toskanischen Appennin. Geschichtlich bekannt ist das Schloß
Canossa s. von Parma.
Die Küsten des Golfs von Genua, das alte Ligurien, ge-
wöhnlich Riviera (— Uferland) genannt, erfreuen sich im Schutze der
Gebirge des herrlichsten Klimas, das die Orte an der W.-Küste zu viel-
besuchten Kurorten für Brustkrauke macht. Am n.sten Punkte des
Meerbusens erhebt sich ""Genua (Genova) [bschenoua], wegen seiner
schönen Lage la superba genannt, einst mächtig zur See wie Venedig
und jetzt der wichtigste Handelshafen Italiens. (Heimat des Kolumbus.)
An der ö. Küste ist Spezia durch einen stark befestigten Kriegshasen
und s.ö. davon Carrara durch seine Marmorbrüche bemerkenswert.
In Mittel-Ztalien ist ""Florenz (Firenze — Blumenstadt)
durch seine Prachtbauten und Kunstschätze berühmt. °Pifa, das
Seeschiffe nicht mehr erreichen können, wird weit überflügelt von dein
s. gelegenen "Livorno.
An der Stelle des Tiber, bis wohin im Altertume kleinere
Seeschiffe gelangen konnten, liegt -j-Rom, mitten in der öden und
ungesunden Campagna. Rechts des Flusses steht die Peterskirche,
die größte Kirche auf Erden, der Vatikan, in dem der Papst
wohnt, und die Engelsburg; links der Onirinal, der Palast des
Königs. Zahlreiche Baudenkmäler des Altertums und große Kunst-
schätze alter und neuer Zeit schmücken die Stadt. Da die Tiber-
mündung versandet ist, ist das n. davon gelegene Civita Vecchia
stschiwita weffta] Hafenstadt Roms geworden.
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Frankreich. 61
Belgien hat viele Kanäle. Außerdem ist besonders letzteres von einem
dichten Eisenbahnnetz durchzogen. Für den großen Verkehr kommen in
Betracht die Linien, die von Berlin über Köln und Lüttich nach Paris
führen, und die nach Rotterdam, Vlissingen und Ostende, von wo die Über-
fahrt nach England stattfindet.
§ 15.
Frankreich.
Geographische Lage Calais 51"N. (wie Cöln, Dresden, Breslau),
Toulon fast 43" N. (Frankreich liegt also unter derselben geogr. Breite wie
Österreich-Ungarn). Mündung der Loire 2" W., W.-Küste der Bretagne
5"W., Westgrenze 7°O.
536 000 qkm (etwas kleiner als D. 9t), 39 Mill. E. (nicht ganz 2/z
wie D. R.), auf 1 qkm 73 E. (D. R. Iii).
Hochgebirge besitzt Frankreich nur an seiner S.- und O.-Grenze:
die Pyrenäen (vergl. S. 13), die die Grenze gegen Spanien bilden,
und der Südflügel der Westalpen, auf deren Kamm die Grenze
gegen Italien verläuft. Die Westalpen erstrecken sich in s.n. Richtung
vom Mittelländischen Meere bis zur Berggruppe des Montblanc,
4810 m, die auf französischem Boden liegt. Sie werden eingeteilt
in 1. die zu Italien gehörenden Ligurischen Alpen vom Col dell'
Altare (Eisenbahn Turin—savona) bis zum Col die Tenda; 2. die
See-Alpen; 3. die Cottischen Alpen mit dem Mte. Biso, 3800 m,
bis zum Tale der Dora Riparia, aus dem der Paß des Mt. Genevre
zur Durance, der des Mt. Cenis in das Gebiet der Jsöre führt;
4. die Grajischen Alpen bis zum Tale der Jsere und der Dora Baltea,
die der Paß des Kleinen St. Bernhard verbindet; 5. die Mont-
blanc- Gruppe bis zum Großen St. Bernhard. W. vom Mont-
blanc liegt das viel besuchte Hochtal von Chamonix, in das
zahlreiche Gletscher, z. B. das „Eismeer", lamer de glace (Fig. 16),
hineinragen. Während die Westalpen nach Ober-Italien steil abfallen,
sind ihnen nach W. die Dauphins - Alpen (Mt. Pelvoux 4100 m)
und Savoyer - Alpen vorgelagert, die allmählich niedriger werdend
sich weit nach Frankreich hinein verzweigen.
N. von den Westalpen trennt der von Sw. nach No. ziehende
Schweizer oder Französische Jura Frankreich von der Schweiz.
Auch dies Gebirge liegt zum größeren Teile auf französischem Boden
und hat hier seine höchsten Erhebungen; es gipfelt w. vom Genfer
See im Erst de la Neige, 1700 m. Durch tief eingeschnittene
Längstäler werden verschiedene Parallelkamme voneinander geschieden;
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Extrahierte Personennamen: Calais_51"N D._R. Biso Dora_Riparia Dora_Baltea Bernhard Bernhard Fig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Berlin Paris Rotterdam England Frankreich Dresden Breslau Toulon Frankreich Bretagne Frankreich Spanien Italien Italien Chamonix Frankreich
Frankreich. 67
«Besanyon am Doubs ist bedeutend durch Uhrenfabrikation.
Zwischen der Festung «Dijon am Austritt des burgundischen Kanals
aus der Cote d'or und Chalon sur Saöne an der Mündung des
Kanals du centre in die Saone wächst an den Abhängen des Ge-
birges, das davon „Goldrippe" heißt, der herrliche Burgunderwein.
In dem Kohlen- und Eisengebiete w. von Chalon besitzt Le Creuzot
[frosö] eins der größten Eisen- und Stahlwerke Europas.
3. Das s.o. Frankreich. ****£pott am Zusammenfluß von
Saöne und Rhone ist die drittgrößte Stadt Frankreichs und eine
sehr starke Festung; es ist der wichtigste Platz der Erde für Her-
stellung von Seiden- und Samtstoffen. S.w. davon erwuchs *St.
Etienne durch reiche Schätze an Steinkohlen und Eisenerz zu der
bedeutendsten Stadt Frankreichs sür Eisen- und Stahlindustrie, be-
sonders für Waffenfabrikation. Die Alpenlandschaft um den Mont-
blanc, Savoyen, das erst 1860 an Frankreich gekommene Heimat-
land der italienischen Könige, kann seine Bewohner nicht genügend
ernähren, weshalb viele in andern Landesteilen Verdienst suchen.
Das s. davon gelegene Dauphine, nach dem früher der französische
Kronprinz genannt wurde, hat zur Hauptstadt die im Tale der Jsöre
gelegene Festung «Grönoble, von wo die beiden Alpenstraßen zum
Kleinen St. Bernhard und zum Mont Cenis aufsteigen. . Von der
unteren Rhone zieht sich bis hinauf in die Seealpen die Provence
(lat. provmcia), wo die Seidenraupe gezüchtet und der Ölbaum
gepflanzt wird (Provenceröl); auch Wein wird gebaut. Ö. der sür
die Schiffahrt nicht brauchbaren Rhonemündungen liegt Frankreichs
größte Seehandelsstadt ""Marseille (das alte Massilia), der
Ausgangspunkt der französischen Dampferlinien nach den Mittel-
meerländern und Ostasien, und s.ö. davon die starke Festung "Toulon,
Frankreichs zweitgrößter Kriegshafen. Im Schutze der nach So. ge-
richteten Abhänge der Seealpen ist das auch erst 1860 an Frankreich
gekommene " Nizza gelegen, ein wegen seines milden Klimas viel-
besuchter Luftkurort, wo im Winter die Rosen blühen. Hier und in
den benachbarten Orten werden hauptsächlich die feinen, wohlriechenden
Blumenöle hergestellt. Das kleine Fürstentum Monaco, ö. von
Nizza, mit der gleichnamigen Hauptstadt in herrlichster Lage, aber
berüchtigt durch die in Monte Carlo bestehende Spielbank, steift unter
Italienischem Schutze.
In der Landschaft Languedoc erinnern manche Orte z. B.
Nim es durch großartige Bauwerke an die Zeit der Römerherrschaft.
In fruchtbarster Gegend, umgeben von Oliven und Obstgärten,
5*
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Extrahierte Personennamen: Le_Creuzot Etienne Bernhard Cenis Carlo
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Chalon Chalon Europas Frankreich Frankreichs Frankreichs Savoyen Frankreich Frankreichs Massilia Ostasien Frankreichs Frankreich Nizza Monaco Nizza Languedoc
Die Alpen,
69
Land zum Ausdruck kommt. Für den Weltverkehr kommen folgende Straßen
in Betracht: die von Calais über Paris, Dijon zum Mont Cenis
(Tunnel 12,2 km), von der sich an der Saöne die nach Lyon und Marseille
abzweigt. Nach Sw. führt die Eisenbahn über Orleans, Tours, Bordeaux,
Bayonne nach Spanien; nach Deutschland gibt es drei Wege: nach
No. über Lüttich und Cöln nach Berlin; nach O- über Chalons, Toul
nach Metz, Frankfurt oder von Toul über Nancy nach Straßburg und
weiter nach Wien und Konstantinopel (Orientzug); nach So. über Belfort
nach Straßburg oder durch die Alpenländer nach Wien.
§ Ig-
Die Alpen.
Allgemeine Übersicht.
Geographische Lage: Nizza 43v-0 N,,Montblanc und Bergamasker
Alpen 46 ° N., Zugspitze 47v2 0 N,, Wiener Wald 4ä ° N. Mte. Biso und
Montblanc 7 0 O. (wie Wasgau, Cöln), Wiener Wald 16" O. (Breslau,
Posen 17 ° O.).
An den Alpen haben Frankreich, Italien, die Schweiz, Deutsch-
land und Österreich Anteil, aber im erdkundlichen Sinne bilden sie
ein zusammenhängendes Ganze, das sich zwischen 43 0 und 48° N.
und 5° und 16° D. in der Richtung von Sw. nach No. aus-
breitet. Von der Küste des Mittelmeeres erstrecken sich die Alpen
nach N. bis zur Gruppe des Montblanc, des höchsten Berges in
Europa, 4810 m, dann wenden sie sich nach O. und nehmen all-
mählich an Höhe ab, an Breite aber zu, so daß der Umriß ihrer
Flächenausdehnung der Gestalt eines Füllhorns ähnelt. Der von
ihnen bedeckte Raum steht an Größe zwar zurück hinter dem, den
der Ural oder die skandinavischen Gebirge einnehmen, aber sie
übertreffen diese weit hinsichtlich ihrer mittleren Höhe und ebenso in
bezug auf die höchsten Erhebungen. Die großartigen Naturschön-
heiten der Alpen ziehen von Jahr zu Jahr größere Scharen von
Reisenden an, die hier Erholung und Anregung suchen und für die
Bewohner der armen Alpenlünder eine Quelle des Wohlstandes werden.
Nach Bau und Alter zerfallen die Alpen in Westalpen und
Ostalpen, die durch die Tallinie, welche vom Bodensee am Rhein und
Hinterrhein aufwärts und über den Splügen zum Comer-See hinab-
führt, geschieden werden. Jene sind auf der nach Nw. gekrümmten
Außenseite des Hauptzuges, diese auf beiden Seiten desselben von
Gebirgsgürteln eingefaßt. Die Westalpen bestehen aus zwei Teilen:
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Extrahierte Personennamen: Cenis Metz Nancy Biso
Extrahierte Ortsnamen: Paris Dijon Lyon Marseille Bordeaux Bayonne Spanien Deutschland Berlin Frankfurt Straßburg Wien Konstantinopel Straßburg Wien Nizza Breslau Posen Frankreich Italien Schweiz Europa Rhein Comer-See
70
Europa,
der Südslügel, bis zum Großen St. Bernhard reichend, ist S. 61
besprochen, die Schweizer Alpen erstrecken sich, allmählich breiter
werdend, nach Ono.
Die Schweizer Alpen werden durch die Längstäler der Rhone
und des Rheins in eine s. (Penninische und Lepontische A.) und in eine
n. Hälfte (Berner, Vierwaldstätter, Glarner und Thur-A.) geschieden.
In den Oftttlpeit wird der mittlere Hauptzug des Gebirges
(Rhätische, Tiroler A., Hohe Tauern, Niedere Tauern, Eisenerzer A.
und s. der letzten beiden die Steierischen A.) durch das vom Inn,
der Salzach und der Enns gebildete Längstal von einer n. Reihe
von Gebirgsketten getrennt, die nach dem hier vorherrschenden Kalk-
gestein als Kalkalpen bezeichnet werden. Durch Quertäler zerfallen
sie in mehrere Gruppen (Algäner, Nordtiroler, Salzburger A., Salz-
kammergut, Österreichische 21.). Im S. trennt das Längstal der
oberen Etsch, der Rienz und der Save in ähnlicher Weise eine Reihe
von Berggruppen und Gebirgszügen (Bergamasker A., Ortler-
und Adamello-A., Südtiroler Dolomiten, Karnische A., Karawanken
und s.w. der letzteren die Julischen A. und der Karst) von dem
mittleren Hauptzuge.
Der Abfall des Gebirges ist nach S. bedeutend steiler als nach
N.: dort steigt es unmittelbar aus der Lombardischen Tiefebene auf,
hier ist ein breiter Gürtel von Vorbergen vorgelagert, die sich über
der 5—900 m hohen Schweizerischen und Oberdeutschen Hochebene
erheben.
Die Alpen werden von zahlreichen Längs- und Quertälern
durchzogen, und da diese fast überall durch tief in die Gebirgsketten
eingeschnittene Pässe (z. B. St. Gotthard, 2100 m, Brenner, 13g0 m)
mit einander in Verbindung stehen, bietet das Gebirge für den Ver-
kehr viel weniger Schwierigkeiten als z. B. die Pyrenäen.
Die Alpen sind das Quellgebiet zahlreicher Flüsse. Die nach
S. fließenden Gewässer werden, nachdem sie bei ihrem Austritt aus
dem Gebirge die herrlichen italienischen Seen (vergl. S. 17) durchflössen
haben, von dem auf den Westalpen entspringenden Po aufgenommen;
weiter im O. fließen sie, wie die Etsch, selbständig ins Adriatische
Meer. Von den Mittelalpen fließt die Rhone ins Mittelmeer;
sie erhält von den Westalpen ihre linken Nebenflüsse. Ebenfalls aus
den Mittelalpen hat der Rhein seinen Ursprung und die ihm zu-
fließende Aare mit ihren Nebenflüssen; er gehört zum Nordsee-Ge-
biet. Die Ostalpen entwässern (Inn, Salzach, Enns, Mur, Drau
und Save) nach N. und O. zur Donau und dem Schwarzen Meere.
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Die Alpen,
73
Nicht nur im Gebiet des ewigen Schnees, sondern auch an
steilen Abhängen, wo im Winter reichliche Schneemassen vorhanden
sind, entstehen die Lawinen, die als Grund- und noch mehr als
Staublawinen oft große Verheerungen anrichten. Gefährlicher fast
sind die Muren, d. h. die infolge von Gewittern im Hochgebirge oder
plötzlich eintretender Schneeschmelze erfolgenden Ausbrüche von Wild-
bächen, und vor allem die Bergstürze.
Auf den Alpen lebt bis in die höchsten Höhen die Gemse,
zwischen Montblanc und Mte. Rosa und in Graubüuden auch der
Steinbock. Der Bär kommt nur noch vereinzelt vor. Der Stein-
adler und der größte Raubvogel der alteu Welt, der Lämmergeier,
bauen ihren Horst ans hohen Bäumen und unzugänglichen Felsvor-
Sprüngen.
Die ältesten Bewoliner der Alpen waren Kelten und Rhäter,
von denen sich Reste noch in einigen Tälern Graubündens und Süd-
tirols erhalten haben. Auf die Unterwerfung des Alpengebietes durch
die Römer folgte später die Besiedelung von N. aus durch Deutsche,
von So. durch Slaven. Von W. sind Franzosen, von S.
Italiener eingedrungen. Über das ganze Alpengebiet verbreitet ist
das sog. Schweizerhaus, ein Holzbau, dessen nur wenig schräges
Dach über die das Haus umgebenden Galerien hervorragt. In den
niederen Gegenden sind Ackerbau und Viehzucht, höher hinauf
Viehzucht allein die Hauptbeschäftigung der Bewohner. An Boden-
schätzen sind die Alpen arm, doch liefern die Salzburger Alpen und
das Salzkammergut Salz, die Eisenerzer und Steierischen Alpen
Eisen, die Karnischen Alpen Blei, worauf der rege Gewerbfleiß dieser
Gegenden beruht. Auch in der Schweiz hat sich trotz des Fehlens
der Steinkohlen bedeutende Fabriktätigkeit, Baumwoll- und Seiden-
weberei, entwickelt.
Der Verkehr über das Gebirge ist sehr lebhaft; außer zahl-
reichen Fahrstraßen führen vier (demnächst fünf) Eisenbahnlinien
über die Alpen nach Italien: aus Frankreich (Mt. Cenis, Tunnel
12,2 km), aus Deutschland durch die Schweiz (St. Gotthard, Tunnel
15 km), oder durch Tirol (Brenner) und aus Österreich (Semmering);
die im Bau befindliche Eisenbahn durch den 19,8 km langen Sim-
plon-Tnnnel wird die kürzeste Verbindung zwischen England und
Brindisi bilden.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Horst W. Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Graubüuden Schweiz Italien Frankreich Deutschland Schweiz England Brindisi
74
Europa.
§ 17.
Die Schweiz.
Geographische Lage: Nordgrenze (Bodensee) 47720 N., Südgrenze
46° N., Genf 6° O., Ostgrenze 9v20 O. (wie Cassel).
41000 3v2 Mill. E., auf 1 qkm 80 E. (D. R. In.)
Die zwischen Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich ge-
legene Schweiz ist wenig größer als die preußische Provinz Schlesien,
41 T. qkm; sie zerfällt ihrer Bodenbeschaffenheit nach von Nw. nach
So. in drei Teile.
1. Der Jura, der seinen Namen von dem kalkigen Gestein hat,
aus dem er besteht, erstreckt sich (vergl. S. 61) in mehreren durch enge
Längstäler geschiedenen Parallelkämmen nach No., wo er von dem
Rhein, nach dessen Austritt aus dem Bodensee, durchbrochen wird.
Jenseits des Rheins setzt er sich in derselben Richtuug bis zum Fichtel-
gebirge fort.
2. Am steil nach So. abfallenden Jura zieht sich vom halbmond-
förmigen Genfer See die hügelige Hochebene der Schweiz bis put
Rhein und Bodensee hin.
3. Die.schweizer Alpen werden durch zwei von Sw. nach
No. gerichtete Längstäler, die von der Berggruppe des St. Gott-
hard ausgehen und von der Rhone und dem Rhein durch-
flössen werden, in eine s. und eine n. Hälfte geschieden. Vom Großen
St. Bernhard erstrecken sich in ö. Richtung die Penninischen Alpen;
sie haben in ihrem ö. Teile Gipfel, die, wie das Matterhorn,
4500 m, und der Monte Rosa, 4600 m, dem Montblanc an Höhe
fast gleich kommen. Ö. des Simplon-Passes folgen die Lepontischen
A. bis zum Splügeu-Passe und die schon zu den Ostalpen gehörenden
Rhätischen oder Graubündner Alpen. Der n. Teil wird durch
drei seengeschmückte Quertäler in vier Gruppen geteilt: 1. die Berner
Alpen lagern sich n. der Rhone parallel den Penninischen und bilden
wie diese eine völlig geschlossene Gebirgsmauer, die ebenfalls in
ihrem ö. Teile ihre höchsten Gipfel hat: die Jungfrau 4200 in und
das Finsteraarhorn 4300 in. 2. Jenseits des Tales der Aare
steigt in den Vierwaldstätter Alpen der Titlis noch über3000 m
auf, während die im Nw. nahe der Schweizer Hochebene gelegene
zackige Spitze des Pilatus schon weit niedriger ist. 3. Vom St. Gott-
hard nach N. zieht sich das Tal der Reuß, auf dessen O.-Seite die
Glarner Alpen liegen, in denen der Tödi auch noch über 3000 m
aufragt. Art sie schließen sich 4. die Thur-Alpen.
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Extrahierte Personennamen: Südgrenze
46°_N. Genf_6°_O. Bernhard
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Italien Frankreich Schlesien Rhein Rheins Fichtel- Schweiz Rhein Rhein Penninischen